Willkommen im Castro Viertel
Das wohl bunteste und liberalste Viertel der Stadt ist wohl das Castro. Egal zu welcher Uhrzeit, hier begegnet Euch die Ausgelassenheit und Lebensfreude der LGBTQ Community.
Der Castro District in San Francisco, ist ein Synonym für die schwul-lesbische Subkultur.
Häufig findet Ihr bereits vor den zahlreichen Bars Feiernde und fröhliche Menschen.
Zu den bekanntesten Bars gehört auch die Twin Peaks Tavern. Mit ihren bodentiefen Fenstern galt sie bereits bei der Eröffnung im Jahr 1972 als revolutionär.
Keine Schwulenbar traute es sich so offen zu sein, was vor allem die Polizei des öfteren auf den Plan rief.
Außerdem befinden sich hier das auf jeden Fall sehenswerte Castro Theatre, das GLBT Historic Museum und gemütliche Restaurants.
Lasst uns doch mal etwas über die Geschichte erzählen…
Die Anfänge des Castro
Das “Castro” entstand im Jahr 1887. In den Jahren 1910 bis 1920 war es jedoch unter dem Namen “Little Scandinavia” bekannt, da es viele schwedische Einwanderer beherbergte.
Nachdem die Skandinavier nach und nach wegzogen wurde es das viertel streng katholischer, irischstämmiger Arbeiter.
Wie auch Haight-Ashbury entstand im Summer of Love (1967) eine Bewegung, die nicht aufzuhalten war.
Während im Bereich der Haight und Ashbury Street die Hippies unter dem Motto “Sex, Drugs and Rock ‘n Roll” tanzten, entwickelte sich im nahe gelegenen Castro die LGBT Bewegung.
Bereits nach kurzer Zeit wurde das Viertel nach dem Castro Theater umbenannt in “The Castro”.
Wer in den 70ern die Straßen entlang ging fand hier vor allem viele Männer mit gleichem Kleidungsstil wieder.
Lederstiefel, Levi’s 501, bei warmem Wetter ein T-Shirt und bei kaltem eine Lederjacke, dass war der “Castro Street Clone”. Ein weiteres Merkmal? – Der Oberlippenbart.
In den 1980er-Jahren wurde das Viertel massiv von der AIDS-Krise getroffen. Die Behörden schlossen viele Bäder und Saunen und starteten Kampagnen, um die Weiterverbreitung der Krankheit zu verhindern.
Dies rief ebenfalls viele Aktivisten auf den Plan, aber auch Aufklärer, die mit Fotos von Aids-Kranken die Öffentlichkeit aufwirbelte.
Direkt auf der Castro Street gibt es auch ein Krankenhaus und zwar eines, dass sich vor allem für die ärmere Mittel- und Unterschicht kümmert. Hier gibt es auch noch heute Sprechstunden für Mittellose.
Harvey Milk - Kämpfer der LGBT Bewegung
1975 eröffnete der damals noch vollkommen unbekannte Harvey Milk aus Woodmere im Staat New York einen Fotoladen an der Castro Street.
Er war es, der sich politisch für die Homosexuellenrechte einsetzte und zum Ruf des Castro als LGBT Distrikt beitrug.
Bereits in den späten 1060er Jahren als Milk nach San Francisco kam, sagte er “Ich wäre für mein Leben gern Bürgermeister in San Francisco”.
Um die Rechte der damaligen Schwulenbewegung nach vorne zu bringen kandidierte er, unterstützt von der Community zum Stadtrat, wurde jedoch nur auf den 10. Platz gewählt.
Angestachelt vom Erfolg seiner Gegner kandidierte er weitere 2 male um es dann, nach einer Reform, im 4. Anlauf 1977 zu schaffen Stadtrat zu werden. In dieser Zeit entstand auch “The hope speech” seine Rede an die Einwohner von San Francisco.
Im Jahr 1978 wurde Milk, zusammen mit dem damaligen Bürgermeister George Moscone, vom ehemaligen Stadtrat Dan White erschossen.
Dieser hatte zuvor, gegen geltendes Recht, versucht erneut Stadtrat zu werden. Seine Wut auf die, vor allem von Harvey Milk befürwortete, Ablehnung brachte ihn dazu seine zuvor versteckt mitgebrachte Waffe einzusetzen.
...you have to give people hope.
Harvey Milk *1930 - †1978
Gedenken an Harvey Milk
Es gibt viele Gedenkorte für diesen Ausnahmepolitiker. Einige davon befinden sich im direkten Umfeld seines Kamera-Ladens und verteilt im Castro Viertel.
Im 1. Stock seines alten Foto Ladens (575 Castro Street), der mittlerweile als „Historic Building“ ausgezeichnet wurde, befindet sich ein aufgemaltes Fenster mit einem fröhlich blickenden Harvey Milk.
Genau hier war auch seine Wohnung, die er zusammen mit Scott Smith bewohnte.
20 Jahre nach Milks Wahlsieg, am Am 7. November 1997, zog Bürgermeister Willie Brown an der Straßenkreuzung, erstmals die 9 x 6 Meter große Regenbogenflagge auf den 21 Meter hohen Mast.
Sie ist die größte dauernd aufgezogene Regenbogenfahne weltweit.
Wenige Meter davon entfernt im Eingangsbereich der Castro Street U-Bahn-Station, befindet sich der Harvey Milk Plaza.
Der Platz wurde im Jahr 2000 vom Architektenbüro „Rosa Wolke“ eines deutschen Einwanderers neu gestaltet.
Zu sehen ist dort eine dauer-Fotoausstellung mit 11 Fotos von Milk, geschossen von 7 Fotografen.
Weitere Gedenkorte findet man im Rathaus der Stadt San Francisco und sogar im Flughafen Terminal 1.
Wer jetzt von Euch noch mehr über diesen tollen Menschen erfahren möchte, dem empfehlen wir auf jeden Fall den Film „Milk„.
Das Castro heute
Mittlerweile ist das Castro ist ein Ort des wirtschaftlichen Erfolgs, der das ganze Jahr über Kapital einbringt, mit vielen Veranstaltungen, die auf die homosexuelle Gemeinschaft ausgerichtet sind, sowie mit alltäglichen Geschäften.
Das Castro ist ein „blühender Marktplatz für alles, was schwul ist“. Es gibt Cafés, das Castro-Theater und viele Geschäfte, die sich auf LGBT-Kunden einstellen oder diese offen empfangen.
Die Golden Gate Business Association (GGBA) wurde 1974 gegründet, um das Castro als Ort für Touristen, aber auch für San Francisco und LGBT-Geschäfte als Ganzes zu fördern.
Die GGBA war bestrebt, auf lokaler Ebene politische Macht zu erlangen, und hoffte, ihre Ziele durch eine Zunahme des schwulen Tourismus zu erreichen.
Im Jahr 2019 verfasste Rafael Mandelman, Mitglied des Aufsichtsrates von San Francisco, eine Verordnung zur Schaffung des Castro LGBTQ Cultural District, die einstimmig angenommen wurde.
Was das Viertel für uns bedeutet
Bereits seit unserem ersten besucht, werden wir vom Castro magisch angezogen. Es sind einfach die Menschen, die dieses Viertel ausmachen.
Jeder nimmt jeden wie er ist und das ist hier stärker als an jedem anderen Ort dieser Welt zu beobachten.
Das Castro ist noch immer ein Geheimtipp, da es noch nicht von Touristen gestürmt wird.
Erreichen könnt Ihr es mit den historischen Straßenbahnen der Market Street F-Line, sowie der U-Bahn-Linien K, M und T.
Unser Tipp: Stöbert einfach mal durch die kleinen Läden in der Castro Street und nimmt den Vibe dieses Viertels auf, Ihr werdet es nicht bereuen!